Ein wahnwitziger Frühling
Süddeutsche Meisterschaft, Deutsche Meisterschaft- und irgendwie nie Zeit, all das Revue passieren zu lassen. Mit etwas Abstand wagt Sven einen großen Rückblick zurück auf ein verrücktes Frühjahr der Streitkultur. In drei Stationen.
Disclaimer: Es war ein bisschen schwierig alle Geschichten zu rekonstrieren. Wenn sich also vieles auf die sportlichen Aspekte bezieht und Geschehnisse mit mir überproportional viel vorkommen, tut mir das leid:)
Station 1: Süddeutsche Meisterschaft Würzburg (27.-28. März)
- Streitkultur Kalliope (Constanze, Fabian, Brian)
- Streitkultur Kosmoproleten (Dominik, Joschka, Janek)
- Streitkultur Monthy Peitho (Justus, Konrad, Clara)
- Streitkultur Ozymandias (Marius, Samuel, Sven)
- J: Bea, Lennart.
Ausgangslage:
Es gibt viele Wege, sich auf einem Turnier unter Druck zu setzen. Nun stell dir aber vor, dein Teampartner reist ausschließlich für die Süddeutschen Meisterschaften für viel Geld aus Schottland an. Stress! Nach vielen Umarmungen besticht Samuel dafür mit niedriger Anglizismen-Dichte und zwei Top-Reden im Raum.
Er ist aber nicht der einzige Streitkultur-Rückkehrer: Schlussrede-Gewalt Janek gibt sich nach langer Abstinenz die Ehre, seinen Titel als Süddeutscher OPD-Meister zu verteidigen. Und Clara kann sich mit einer Jurierquote nahe 100% leisten, zum zweiten Mal in drei Jahren auch als Rednerin anzutreten.
Vorrunde 3:
Sollte Deutschland eine allgemeine Impfpflicht einführen? Es ist ungefährlich, stoppt die wieder beginnende Ausbreitung tödlicher Krankheiten und stellt Herdenimmunität her- „Was kann dagegen sprechen?“, fragen sich die Medizinstudierenden, fragen sich fast alle TN aus der Streitkultur ratlos.
Immerhin: Ein paar Mitglieder springen der Chefjury argumentativ bei.
Vorrunde 4:
Ein internes Duell zwischen den Kosmoproleten und Ozymandias steht an. Sven flucht, dass er das Thema (sozioökonomische Wahlkreise) noch am Donnerstag als Übung verworfen hatte. Die Debatte besteht zur einen Hälfte aus Verwirrung über das Thema und zur anderen aus einem witzigen Schlagabtausch. Göppinger Streetcredibility spielt dabei eine große Rolle.
Social-Abend:
Bevor es zum Social gehen konnte, muss im SK-Zimmer eine wichtige Frage geklärt werden: „Beethoven, Bach oder Brahms?“ Wenn ihr euch oben gefragt habt, was mit Streetcred gemeint ist- das ist die Antwort.
Vom Social selbst bleibt vor allem ein großartiges Teamfoto der Kosmoproleten in Erinnerung. Am Ende breaken Bea, Lennart, Ozymandias, Monthy Peitho sowie Dominik als Freier Redner. Dank Julius neuem Tabprogramm lässt sich derweil die wichtige Feststellung treffen, dass im SK-internen Duell um die Einzeltab-Spitze 6/48 den Unterschied machen. Ah ja.
Halbfinale:
Die Residenz Würzburg, der Toscana-Saal. Marmor, Fresken und Kronleuchter- was für eine Kulisse für die K.O.-Runden! Die SK hält fleißig nach Wandgemälden für Redeeinstiege Ausschau, wird aber nicht fündig.
Dafür liefert man sich ein schönes Duell um folgende Frage: Sollte die Umweltbewegung die Rückkehr zur Atomkraft promoten? Beide Seiten haben dabei Experten am Start mit Clara (selber grün engagiert) und Marius (Vater forscht zur Reaktorsicherheit). Während man sich schnell einig wird, dass Atomkraft sicherer geworden ist, streitet man in erster Linie um den möglichen Backlash der Kehrtwende. Vor allem Justus machte seinem Team alle Ehre und findet die Life-of-Brian-Analogie der Debatte („Spalter!“).
Joschka und Chiara jurieren mit, sie kommen am Ende auf einen Unterschied von 1-2 Punkten zwischen beiden Teams. So schlecht war es also nicht. Am Ende macht Ozymandias das Rennen, womit beide Seiten ganz gut leben konnten.
Finalsetzung:
Freiburg gegen Tübingen. Marius und Sven auf der einen, Jannis auf der anderen Seite. So hieß das Finale in Mannheim und so heißt es nun auch in Würzburg. Damals hatte der DCF das bessere Ende für sich.
Vorbereitung:
6 von 15 Minuten sind rum. Da wird Sven (im heldenhaften Vollsprint) von seinem Team zur Chefjury abbeordert, um die eine wichtige Frage zu stellen: „Spielen mögliche Mehrheitsverhältnisse für ein solches Szenario eine Rolle?“
Der Hintergrund: Es geht um eine Rücktritt vom Brexit. Aber ob damit eine abstrakte Abwägung oder ein konkretes Szenario gemeint ist, darüber rätseln zeitlich die Finalteilnehmer in Würzburg, Göttingen und Magdeburg.
Finale:
Entsprechend wird das Finale auch etwas verwirrend. Die Streitkultur-Regierung versucht die Ungültigkeit des Referendums und die Vorzüge des EU-Verbleibs nachzuweisen. Aber Freiburg entgegnet: Warum keine andere Option? Und warum vor der Europawahl abstimmen? Ob das nun Teil der Debatte war oder nicht, darum wird auch nach dem Finale noch diskutiert.
Zwischendrin hat noch Konrad einen Auftritt für eine Freie Rede im wahrsten Sinne des Wortes. Jan-Ehlert-Style, ohne Pult. Und irgendwie bricht die Diskussion vom Zaun, ob Großbritannien nun Kieselstein, Fels oder Berg im Getriebe der EU ist.
Ergebnisverkündung:
Auf jedem Turnier, an dem Ozymandias bisher teilnahm, gewannen sie die Vorrunden- verloren aber die KO-Runden. Dieses eine Mal aber klappt es. Marius, Samuel und Sven fällt entsprechend ein Stein in Großbritannien-Größe vom Herzen. Die Ereignisse waren aber noch kaum verdaut, da erschreckt Samuel plötzlich mit Blick auf sein Handy und hastet aus dem Saal. Der Flieger wartet nicht.
So verpasst er die zweite schöne Nachricht: Für ihre stille Arbeit in zahlreichen Jurierdiskussionen durften sich auch noch Bea und Lennart über Medaillen freuen.
Danach:
Am Ende sind alle SKler ziemlich glücklich. Entsprechend gelöst drängt man sich im Garten der Residenz für ein Teamfoto. Unter den Blicken vieler Touristen. Nachher wissen wir auch warum: „Das Betreten des Rasen ist nicht gestattet“.
2. Station: Campus-Debatte Mainz (10.-12. Mai):
- Streitkultur Artemis (Leander, Noah, Constanze)
- Streitkultur Ikarus, Operation Skyfall (Nikos, Konrad, Lennart)
- Streitkultur Schnuffelpuffelhasis (Dominik, Joschka, Chiara)
- J: Bea (Tab), Jan, Marius (CJ), Sven
Ausgangslage:
Die neuen VDCH-Pokale ziehen ein ganzes “Who is who” der vergangenen 5 Jahre nach Mainz. Unter anderem gibt sich das SK-DDM-Team von 2015 – Konrad Lennart und Nikos – die Ehre.
Auf der anderen Seite hält Noah seine ersten Turnierreden. Auf dass weitere folgen! Und auch das DDM-Gespann um Dominik, Joschka und Chiara übt zum ersten Mal gemeinsam. Nur wie sie auf diesen Teamnamen kamen, bleibt ihr Geheimnis.
Anreise:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Smartphone mit Google Maps und einem Navi mit veralteten Kartenmaterial? Die Antwort: 2,5 Stunden Differenz zwischen Dominik und Lennart auf einer eigentlich nur dreistündigen Strecke. Kartoffellastern sei Dank.
Freitagssocial:
Die Mainzer haben sich etwas Besonderes überlegt: Eine Weinverkostung. Angesichts des Redebedarfs unter Debattanten, die sich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen haben, gerät das aber schwierig. Spaß macht es trotzdem. Zwischendurch gibt es mehr Verbrüderung zwischen SK und BDU, als den Clubgranden lieb sein kann.
Die Vorrunden:
Arbeitsmarkt (sachgrundlose Befristungen), Religion (Urwahl Papst)- und mittendrin dann plötzlich: Enttabuisierung von Nacktheit.
Danach folgen noch Urbanisierungs-Bekämpfung und Berater in der Politik. Langweilige, abwechslungslose Themen müssen sich Marius, Marion und Ruben nun wirklich nicht vorwerfen lassen.
Social:
Wenn die Teilnehmenden also ein Who is Who der Debattierszene waren, kannte dieses Aufeinandertreffen eine klare Siegerin: Sabrina eilte den anderen durchschnittlich zwei Punkte pro Debatte davon. Für Ikarus reicht es trotzdem zum Platz 1 nach den Vorrunden. Unzufrieden zeigen sich hingegen Dominik, Joschka und Chiara, die den Teambreak verpassen. Wenn die drei gewusst hätten, was sie anderthalb Monate später erwarten würde!
Später am Abend ereilt einen feierunlustigen SKler die Strafe: Von den eigenen Leuten auf die Tanzfläche getragen werden.
Halbfinale:
Debattier-Halbfinals müssen ungeschriebenen Gesetzen zufolge IMMER Wirtschaftsthemen behandeln (diesmal: Schuldenbremse). In getrennten Räumen versuchen sich daran nun also Ikarus sowie Dominik und Joschka. Letztere bildeten als Freie Redner zusammen mit Nico eine Art Tübinger-Berliner-Achse.
Die Halbfinal-Jurierung:
Schnelle Klarheit im Heidelberger-Münsteraner-Mainzer-Raum mit Dominik und Joschka. Im anderen: Warten. Und Warten. Langsam macht sich bei Lennart, Konrad und Nikos Unruhe breit. Die meisten im Publikum hatten die Debatte sehr eindeutig empfunden. Dann das Ergebnis: Sie sind weiter. Mit 0,5 (!!!!) Punkten Abstand und einem 3:2 Split in der Jury.
Finale:
Ein schöner Festsaal, eine hochkarätige Ehrenjury u.a. mit der ehemaligen Familienministerin Schröder und Enrique Doleschy (Mr. Gay Europe 2018)- alles ist angerichtet für ein hochklassiges Finale zwischen Heidelberg und Tübingen.
Das Finalthema (Social-Media in der Politik) sorgt bei einigen Influencing-Experten im Publikum für neidische Blicke und zu Schwarz-Weiß-Lindner-Gedächtnis-Porträts auf Twitter. Bei den Tübingern ist die Freude verhaltener. Zitat Konrad nach der Debatte: „Ich kannte nur die Facebook-Diskussionen bei Palmer“. Sei’s drum: Nikos, Konrad und Lennart treten im Folgenden den Beweis an, dass man auch mit dem Palmer-Beispiel eine Debatte bestreiten kann. Für den lustigen Part sorgt schon die Rede von Johannes Häger und Möchtegern-Kameramann Sven, der sich mit einem “Ich bin nicht tollpatschig” zwischen zwei Stühle setzen will.
Ergebnisverkündung:
2 Jurierpreise gehen an Jan und Sven. Der eine kann sich darüber freuen, der andere stöhnt wie jedes Mal, wenn ihm diese Ehre zuteil wird. Wir lassen mal offen, wer wer ist.
Dann das Jury-Ergebnis verkündet durch Ruben: „Wir haben die Situation, dass ein Team leichtin den Teamkategorien leicht vorne liegt- das andere Team allerdings über die einzelnen Leistungen ein bisschen weiter vorne liegt und damit am Ende die Debatte gewinnt. Und das ist mit 283:276 Punkten die Opposition aus Tübingen.”
3. Station: Deutschsprachige Debattiermeisterschaft Heidelberg (30. Mai – 2. Juni)
- Streitkultur Eos (Dominik, Joschka, Chiara)
- Streitkultur Ozymandias (Marius, Samuel, Sven)
- SKliert (Brian, Justus, Jonas)
- J: Bea, Franziska, Jan, Konrad, Lennart
Ausgangslage:
Der Saisonhöhepunkt steht an. Knapp 200 Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind da.
In den letzten Wochen wurde das Debattenprogramm komplett auf OPD umgestellt. Drei SK-Teams haben sich vorbereitet. Oder zumindest: Es versucht. Brian, Justus und Jonas reden zum ersten Mal gemeinsam. Samuel konnte aus Schottland höchstens per Skype zugeschaltet werden. Auf Dominik, Joschka und Chiara wartet derweil eine andere Hürde: Sie werden auf dem Turnier durch den Deutschlandfunk für eine Reportage begleitet werden.
Anreise:
„Don’t stop me now“ von Queen, letzte Tipps von den Streitkultur-Granden, alkoholische Frühversorgung. Sowie ein GIF, das uns retrospektiv den Preis für den besten Turniertweet und somit eine Flasche Meloni gewinnen sollte.
Die Vorrunden:
Drei Tage und 7 Vorrunden vergehen irgendwie sehr schnell.
Eos hadert mit ihren Ergebnissen: Die Punkte stagnierten. Auch wenn ihnen alle sagen, dass 260-70er absolut reichen. Zwischendurch müssen sie immer wieder Statements in das Mikrofon von Reporter Marius Elfering geben. Der Sport-Phrasomat freut sich.
Ozymandias kommt gut klar. Im Top-Duell gegen das Favoriten-Team aus Berlin in Vorrunde 2 gelingt ein 30-Punkte Sieg und das Knacken der 300er Marke. Auf der Opposition in der Debatte zum Stellenwert von Alkohol fühlen sie sich ebenfalls sehr wohl. Gegen Ende lassen aber die Kräfte und Punkte nach.
SKliert stellt fest, dass die neue Konstellation richtig gut klappt. Brian relativiert jedes starke Ergebnis als Ausnahme. Bis es irgendwann zu viele „Ausnahmen“ sind.
Unsere Jurierenden erleben mal tolle, mal weniger tolle Debatten und Jurierdiskussionen. Jan bringt seine neue Feedbackmethode weiter unter die Leute. Konrad lockert die Delegation in den Pausen mit seinem unerschöpflichen Übungspool auf.
Schamloses Eigenlob am Rande: Das Händchen bei der Auswahl der Dienstags- und Donnerstagsthemen hätte besser kaum sein können: “Einsatz weiblicher Reize” (Vorrunde 1), Androgengrenzen im Frauensport (Vorrunde 3), der Stellenwert von Alkohol (Vorrunde 5) und Erziehungsstile (Halbfinale)- alles hatten wir schon einmal debattiert.
Um das nicht unerwähnt zu lassen (und zu kaschieren, dass der Autor dieser Zeilen kaum etwas davon miterlebt hat): Am Donnerstag geht es in einen Biergarten und zum Kegeln, am Freitag auf ein Partyboot.
Break:
200 Personen quetschen sich in das kleine Foyer der Schule. Hinten im Raum liegt sich die Streitkultur in den Armen: Alle sind gebreakt. Wirklich alle. Brian, Justus und Jonas stehen etwas ungläubig da, nachdem sie auf den sechsten Platz gelandet sind- vor vielen favorisierten Teams. Ozymandias beglückwünscht die Berliner um Elâ, Lara und Pegah, die mit einem starken Endspurt die Vorrunden gewonnen haben.
Der Break hat aber auch eine traurige Seite: Ozymandias (Platz 2) und Eos (Platz 7) werden sich früher wiedersehen, als ihnen lieb sein kann.
Viertelfinale:
Es ist irgendwie merkwürdig: Zig Clubdebatten hat man mit- oder gegeneinander bestritten. Eine Woche vor der DDM hockte man gemeinsam in der WG und gab sich letzte Tipps. Und nun stehen sich Dominik, Joschka und Chiara sowie Marius, Samuel und Sven plötzlich als Gegner gegenüber.
Entsprechend bekommt auch die Debatte eine ganz merkwürdige Atmosphäre. Es geht um das Stigma von Schulden in der Gesellschaft. Die Frage ist, was schwerer wiegt: Dass es Menschen davon abhält, sich gefährlich zu verschulden (Argumentation Ozymandias) oder dass es das Leiden von Schuldnern vergrößert (Argumentation Eos).
Immerhin gibt es auch schöne Seiten: Im Publikum machen die Tübinger extrem viel Lärm. Ein bisschen SK-interner Humor schwappt in die Debatte. Ein Bananenboot wird zur virulenten Metapher. Joschka läuft mit einer enorm unterhaltsamen Rede zur Höchstform auf.
Und nach der Debatte kommen aus dem anderen Raum Brian, Justus und Jonas, die gegen das Münsteraner Top-Team geredet haben. „Vielleicht haben wir eine Chance“, meint Jonas.
Galaabend:
Namentlich nicht weiter genannte Tübinger waren skeptisch ob eines fleischfreien Buffets. Doch eine Stunde und mehrere volle Teller später sind wir vom Gegenteil überzeugt. Im Anzug macht wenig überraschend Brian die beste Figur (auch wenn die Hosenträger bitterlich vermisst werden).
Die Sonne hat sich bereits verabschiedet, da drängt sich im Kampf gegen die schwindenden Lichtverhältnisse die ganze SK-Familie zusammen, Aktive und Alumni. Ganze 24 Personen, was die Festbrennweite der Kamera (und damit ebenfalls den bedauernswerten Nico aus Berlin) überfordert.
Dann geht es von der Außenlocation, die den Charme eines ehemaligen Gebrauchtwarenhandels hatte, in das Theater(?) im inneren. Es folgen nette Urkundenüberreichungen (DDG-Nachwuchs, Train-the-Trainer, Campus-Debatten-Ausrichter), die die Spannung aber nur noch steigern.
Darauf folgt der Moment, der Gewinner von Verlierern, Jubelnde und Enttäuschte scheidet. Für uns Tübinger ist aber nur mit etwas Abstand zu realisieren, was gerade passiert ist: Dominik, Joschka, Chiara, Brian, Justus und Jonas haben die Sensation perfekt gemacht und werden sich im 2. Tübinger Duell im Halbfinale wiedersehen. Marius, Samu und Sven können sich mit Freien Reden im HF und Platz 7, 3 und 2 im Einzelrede-Tab trösten. Am Sonntag werden also 9 von 18 Reden aus Tübingen kommen.
Sonntagmorgen:
Die Sonntagsverpflichtung hielt viele SKler nicht davon ab, sich erst in den frühen Morgenstunden zurück ins Hotel zu begeben. Die Langschläfer rund um Dominik, Joschka und Sven treffen sich morgens am Buffet und nehmen ein Last-Minute-Taxi- DDM-Halbfinale ist nur einmal im Leben.
Vor dem Halbfinale:
Schon vor den Vorrunden hatte sich die SK gemeinsam eingeschworen. Das Treffen vor dem Halbfinale im schattig-kühlen Innenhof der Neuen Aula bleibt unter den Teilnehmenden. Es ist aber vielleicht die größte Geste von Zusammenhalt, das wir uns untereinander geben können.
Halbfinale:
Die Atmosphäre ist also gelößt (wenn auch nicht ganz von Nervosität befreit). Marius und Sven grinsen sich ob des Themas (Tiger-Parenting vs. laissez faire) aus dem CA-Seminar an. Anton nimmt schicksalsergeben in einem Halbfinale nur aus Tübingern Platz. Samuel, Jan (im anderen HF) und Lennart (Juror im DaF-Finale) verpassen dafür Eos und Skliert . Brian lässt sich seinen traditionellen Einstieg nicht nehmen. Einer nach dem anderen widmet seine Rede seinen Eltern. Marius witzelt und zerstört gleichzeitig inhaltlich. Zusammen mit Skipper trotzt er der zunehmenden Anzugsdichte. Und während alledem sorgen Bea und Konrad zu zweit für Stimmung und Zwischenrufe.
Das Tübinger Halbfinale- es wurde ein würdiges zwischen zwei Teams, die mehr und mehr über sich hinaus wuchsen. Am Ende setzten sich Dominik, Joschka und Chiara über die rechten Kategorien durch.
Liebe Freunde der gepflegten Streitkultur, liebe Fans:…
Brian im Halbfinale
Finalsetzung:
Die Alte Aula in Heidelberg. Altes dunkles Holz und alte Büsten. Hier fand das legendäre DDM-Finale 2011 statt. Hier holten Konrad und Lennart 2016 den zweiten Meistertitel für Tübingen. Und nun drängen sich 200 Personen in den Saal, um die Finalverkündung zu hören.
Es wird das uralte Duell: Tübingen gegen Berlin.
Und als wäre das noch nicht kitschig genug: Es geht darum, Populismus mit Populismus zu bekämpfen. Weswegen es ausgerechnet OPD-Tübingen zufällt, Vereinfachungen und emotionale Sprache zu fordern; während BPS-Berlin die Sachlichkeit verteidigt.
Und um die Kitschigkeit noch weiter zu steigern: 1 zu 500. Vielleicht auch 1 zu 4096 (Wir sind leider keine Mathe-Experten). So groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sich Ozymandias nach dem Aus im Viertelfinale im Finale wiedersehen würde. Als erst Marius, dann Samuel und dann Sven als Fraktionsfreie Redner aufgerufen werden, werfen sie sich leicht ungläubige Blicke zu, fallen sich dann aber draußen in die Arme.
Die Final-Vorbereitung:
…bleibt uns größtenteils verborgen. Aber ein Satz hat sich dank der DLF-Reportage nach außen gerettet:
„Ich brauche einen guten Einstieg, Chiara, das ist das Finale. Ich brauche wirklich einen guten Einstieg!“
Dominik
Finale:
Dominik geht nach vorne ans Pult. Spoiler: Er hat einen guten Einstieg gefunden. Er wirft noch einen Blick hinter sich.- Ja, es ist derselbe Platz, an dem schon Haffert und Co ihr DDM-Finale bestritten haben. Dann legt es los mit dem platonischen Philosophenstaat. Die Streitkultur skizziert ein “Jetzt oder Nie”-Szenario, das nur eine einzige Möglichkeit lässt, durch gezielte Ansprache die Populisten noch aufzuhalten. Elâ, Lara und Pegah halten mit den langfristigen Glaubwürdigkeitsverlusten der Politik dagegen. Mittendrin grätschen Marius, Samuel und Sven mit dem AfD-Wandel, Amerika und Österreich dazwischen- zwar nicht auf einer Seite, aber doch bestrebt, eine letzte Teamperformance abzugeben. Gleichzeitig waren sie selten so glücklich über starke Antwortreden gegen sie selbst, wie über die von Joschka.
Dann steht die Debatte kurz vor dem Ende. Jeder DDM-Sieg der Streitkultur wurde bislang von einem lockeren, nicht ganz ernst gemeinten Spruch begleitet: “Du hast nämlich Hobbes angerissen- das war ein Eigentor” (2010), “Hasst uns, aber wir haben gewonnen” (2016).
Nun ist also die Debatte fast zuende und Chiara an der Reihe. Sie beginnt leise und wird dann immer eindringlicher. Bringt Passion und Emotion in die Debatte. Fügt alles in einen großen Rahmen. Provoziert immer mehr Applaus im Saal. Mitten in ihrer Rede steht Pegah auf und unternimmt einen letzten Versuch, Chiara mit einer starken Frage in ihrem Lauf zu stoppen. Ob nicht die BILD ein Paradebeispiel für Populismus sei? Die trockene Antwort:
Ja no shit Sherlock
Sagt sie, und zeigt dann, dass man gerade deswegen ein bisschen populistisch werden muss, um nicht den Rechten die reichweitenstärkste deutsche Zeitung zu überlassen. Donnender Applaus.
Die Deutsche Meisterschaft:
Franzi und Jan werden für ihre Jury-Leistungen ausgezeichnet. Drei Ehrenjury-Mitglieder bekunden nacheinander, sich ins Debattieren verliebt zu haben. Lara, die schon zweimal von Ehrenjuroren taktlos mit Trostpreisen bedacht worden war, kriegt den Finalrede-Preis. Sabrina nimmt stellvertretend für die völlig erschöpfte, aber grandiose Heidelberger Orga Glückwünsche entgegen.
Dann kommt Peter nach vorne. Und verkündet nüchtern wie immer das Ergebnis.
Was folgt, ist der schönste Moment der DDM und des Frühjahrs: Erst liegen sich Chiara, Domi und Joschka ungläubig in den Armen. Kurz darauf stürmen zwei Dutzend Streitkultur-Mitglieder auf die Bühne in eine einzige, große Menschentraube.
Dieser Verein macht so unglaublich viel Spaß