Süddeutscher Meister im Hochschuldebattieren 2009 ist – die Schweiz. Nun, direkt an die Schweiz ging der Titel nicht, aber die St. Gallener Studenten Christian Funk, Lukas Haffert und Viola Lutz konnten sich im Finale mit ihrer Forderung nach einer Frauenquote in DAX-Vorständen durchsetzen. Bei diesem Finale spielte in der Tat vielleicht auch einmal das Geschlechterverhältnis eine Rolle – zumindest wirkten die Wahlschweizer überzeugender als die ihnen opponierenden (geständigen!) Chauvinisten aus Heidelberg, Jan Lüken, Johannes Haug und Sven Hirschfeld.
Wie unser Tübinger im Finale, Simon Lehle, als freier Redner allerdings richtig erkannte, haben auch die Schweizer es ja nur aufgrund von Affirmative Action seitens der Chefjuroren überhaupt soweit geschafft – warum sonst hätten sie im Halbfinale zum Thema „Soll das Grundgesetz durch eine deutsche Verfassung abgelöst werden?“ die Streitkultur in Form des Teams Eros (Steffen Jenner, Simon Lehle, Peter Croonenbroeck) geschlagen? Für uns ist klar – die Ausländer als Underdogs müssen gefördert werden, und darum neiden wir ihnen den Sieg auch nicht.
Denn immerhin hat Tübingen bewiesen, was Streitkultur auf dem Kasten hat – ohne unsere umwerfende Chefjurorin Pauline Leopold wären bestimmt nicht so gute Themen ausgewählt worden (“Soll in Zukunft die UNO- Vollversammlung nur noch aus türkisch- stämmigen Astronauten zusammen gesetzt werden?”) und nicht so exzellente Juroren wie Christoph Krakowiak ins Finale eingerückt. Auch die beiden anderen Juroren, Julia Dragon und Stephan Geyer, sowie die Tübinger Teams Aletheia (Thea Nesyba, Iris Reuter, Anna Mattes) und Themis (Benjamin Riehl, Sarah John, Arno Kimmig) haben sich gut präsentiert. Was wäre wohl ein besseres Zeichen für unsere Kompetenz, als dass schon ein unerfahrenes Mitglied wie Arno einigen Halbfinalisten in Sachen Einzelrednerpunkte ganz dicht auf den Fersen war?
Doch natürlich besteht ein solches Turnier nicht nur aus Reden, sondern auch aus Socialising – also streng genommen auch wieder reden, allerdings unter Alkoholeinfluss und vorzugsweise über längst allen bekannte „Wer mit wem“ – Geschichten. Unsere Kompetenz auf diesem Gebiet haben wir in gepflegter Atmosphäre am Samstagabend in der Festung Marienberg unter Beweis gestellt, um dann durch Durchhaltevermögen in der Jugendherberge auch noch den Titel des „Last Team Standing“ für Tübingen zu sichern.
Ein schönes Turnier, das (abgesehen von einem wenig erfolgreichen Versuch der Münchner, sich durch kollektives Zuspätkommen und eine dadurch entstandene „München gegen München mit Freien Rednern aus München” – Runde genug Punkte zuzuschieben, um ein Team ins Finale zu pushen) reibungslos verlief und mit kulturellen Highlights wie dem Finale in der Würzburger Residenz und anschließendem Weinempfang in einer Ausstellung antiker Skulpturen glänzte.
Wir wissen, dass es das beste Zeichen für eine Menge Arbeit ist, wenn man von der Organisation eines Turnieres überhaupt nichts mehr mitbekommt – und in diesem Sinne bedanken wir uns beim Würzburger Debattierclub, inbesondere Adam Nowak und Johanna Keck für ein rundum gelungenes Wochenende. Wir freuen uns auf die nächste ZEIT-Debatte in Jena!