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Tübingen holt zweiten Titel der Saison

Nach einigen Jahren Pause fand am 31.10. und 1.11.2015 wieder die Baden-Württembergische Meisterschaft im Hochschuldebattieren statt. So fuhren neun unserer tapferen Debattanten Samstag in der Früh nach Friedrichshafen, wo dann zwei Tage direkt am Bodensee debattiert wurde.

Das Team nach dem Sieg

Nachdem auch das letzte Team, das zunächst nach Konstanz gefahren war, ankam, begann das Turnier mit der ersten Debatte „Sollen Programme wie weltwärts eingestellt werden?“ Alle drei Tübinger Teams durften auf der Opposition das Programm verteidigen. Nach Debatten über Hilfe und Ausbeutung, Aufbau und Zerstörung, konnte beim reichhaltigen Mittagsbuffet weiterdiskutiert oder zur Ruhe gekommen werden.
Denn die nächste Debatte zum Thema „Soll Truvada von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden?“ ließ nicht lange auf sich warten. Als freie Redner wohnten unsere Teams verschiedenen Debatten bei und versuchten diese mit neuen Gedanken und Ideen aufzumischen. Trotz des ernsten Themas konnten einige Debatten mit Anekdoten und Erfahrungen aufgelockert werden, sodass es am Ende noch interessanten Gesprächsstoff für die anschließenden privaten Unterhaltungen gab. Die konnten wir uns mit selbstgemachten Waffeln versüßen, mit denen wir von den Friedrichshafenern verwöhnt wurden.
In der letzten Vorrunde ging es um aktuelle Europapolitik: „Soll die EU separatistischen Bestrebungen innerhalb ihrer Mitgliedstaaten im Falle einer Separation die EU-Mitgliedschaft kategorisch verwehren?“ Die besorgniserregenden Entwicklungen in einigen EU-Mitgliedsstaaten gaben Anlass dazu über den Sinn und Zweck der EU, die Freiheiten der Mitgliedsstaaten und den Zusammenhalt in Europa zu diskutieren. Nach der Debatte und dem anschließenden Abendessen fuhren die Teilnehmer zur Jugendherberge, um sich für den Abend zu rüsten. Aus ganz „normalen“ Debattanten wurden Hexen, Zombies und sonstige gruselige Gestalten, die abends die Halloween-Party unsicher machten. Auf der schaurig dekorierten Party verkündeten die Chefjuroren den Break ins Halbfinale. Unser Team Streitkultur Helios bestehend aus Lennart Lokstein, Konrad Gütschow und Alexander Ropertz konnte als Vorrunden-Erster ins Halbfinale einziehen, wo sie auf das Team Heidelberg Destille trafen. Das Team Streitkultur Kratos (Diana Winokur, Jonas Hilla und Janina Hinz) erreichte den achten Platz und auch das Team Streitkultur Eos (Jona Seidel, Florian Korbella, Janek Elkmann), für die es das erste Turnier, nach zum Teil erst einer Club-Rede war, erzielte ein respektables Ergebnis. So konnte bis tief in die Nacht gefeiert werden und der ein oder andere sah deswegen vielleicht am nächsten Morgen immer noch wie ein Zombie aus .
Nichtsdestotrotz ging es für Lennart, Konrad und Alex in einem historischen Thema um den Finaleinzug. Anders als sonst wurde dabei nicht aus der heutigen Perspektive debattiert, sondern aus der Sicht eines bestimmten Zeitpunkts in der Vergangenheit. „Anfang September 2002: Soll Deutschland eine Beteiligung am möglichen Irakkrieg öffentlich ausschließen?“ 3 Zwei Wochen später und nach den Anschlägen von Paris erlangen die Überlegungen wieder traurige Aktualität.
Nach dem Mittagessen wurde bekanntgegeben, dass Tübingen sich auf der Opposition durchsetzen konnte und nun im Finale, abermals auf der Opposition, gegen die Schönrederei, dem zweiten Heidelberger Club, antreten durfte. Auch das Thema „Sollen Städte oder Landkreise, in denen viele politisch motivierte Straftaten im Zusammenhang mit Flüchtlingen begangen werden, keine Flüchtlinge zugeteilt bekommen und dafür Ausgleichszahlungen leisten müssen?“ wies eine hohe Aktualität auf und gefiel uns so gut, dass wir es eine Woche später bei unserer Showdebatte noch einmal stellten. Tübingen versuchte herauszustellen, dass wir Flüchtlinge auch in solchen Regionen schützen können, den Rechten dort keine Erfolge gönnen dürfen und eine solche Regelung völlig falsche Signale setzen würde. Als die Chefjuroren verkündeten, dass Lennart, Konrad und Alex die Debatte gewannen, war klar, dass ihnen das auch gelang. So fuhr Tübingen den zweiten Sieg der Saison ein und kann sich nun zusätzlich zum Süddeutschen Meister auch Baden-Württembergischer Meister nennen.
Ein großes Lob soll an dieser Stelle aber auch an die Soapbox aus Friedrichshafen gehen, die ein wunderbares Turnier ausgerichtet haben. Nicht nur die Party, sondern auch vor allem die Verpflegung war erste Klasse. Ein Buffet mit so vielen verschiedenen leckeren Dingen hat man noch selten gesehen. Zudem wurde den ganzen Sonntag mit verschiedenen Kameras und Moderatoren das Turnier samt Debatten, Erklärungen und Interviews live im Internet gestreamt, ein technisches Niveau, welches in Debattierdeutschland seinesgleichen sucht: Gerne mehr davon!

1 Factsheet: weltwärts ist ein steuerfinanziertes Programm, bei dem junge Menschen die Möglichkeit haben, an Entwicklungshilfeprojekten mitzuarbeiten, ohne eine professionelle Ausbildung zu erhalten.
2 Factsheet: Truvada, ein seit einigen Jahren in der HIV – Therapie eingesetztes Medikament, hat sich auch als prophylaktisch wirksam gegen eine Ansteckung, z.B. beim ungeschützten Geschlechtsverkehr, herausgestellt. Dazu ist das regelmäßige Einnehmen einer Pille nötig. Sie kann jedoch den Schutz durch Kondome nicht vollständig ersetzen. In den USA ist Truvada seit kurzem zur HIV-Prophylaxe zugelassen. Langzeitstudien über Nebenwirkungen liegen nicht vor.
3 Factsheet: Im Zuge der Terroranschläge des 11. September 2001 verdächtigten die USA den Irak, in die Anschläge mit verwickelt gewesen zu sein und darüber hinaus über Massenvernichtungswaffen zu verfügen. Die USA machten deutlich, dass sie planen, ein UN – Mandat für eine militärische Intervention gegen den Irak zu erwirken. Bis zum September 2002 hatte Deutschland in der „Irak-Frage“ keine klare Position bezogen und zwischen den USA und den verschiedenen europäischen Ländern vermitteln können.

Alexander Ropertz und Titian Gohl

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